Auf der Facebook-Seite von NAOMI steht kurz nach Maurizios Tod: „The NAOMI Team is decided to continue every empowerment of girls and women in CASA BASE.” NAOMI und CASA BASE sind seit langem eng verbunden, und so war es schnell klar, dass NAOMI mit uns Freiwilligen CASA BASE bereits am 3. Tag nach seinem Ausscheiden wieder öffnet. Dieses Versprechen umzusetzen ist nun mit vielen Herausforderungen verbunden.



Maurizio war sieben Tage in der Woche für CASA BASE engagiert. Er war eine Vertrauensperson für die Mädchen und Frauen, die dort Freiräume fanden, die sie im Lager nicht hatten. Er war der Betreuer der Freiwilligen, die dort mitarbeiteten. Er koordinierte alles, was für das tägliche Geschäft notwendig war: wer kann welche Kurse anbieten oder wie wird das Waren-Lager und die Lebensmittelhilfe organisiert. Er bot selber Aktivitäten wie Fotokurse oder Sport an. Er kümmerte sich darum, dass das Gelände ein schöner und bunter Ort ist, an dem sich Menschen wohlfühlen können. Er suchte Kontakt zum Lager, das nicht mehr von Außenstehenden betreten werden darf. Die Frage stellt sich, was muss eine Person an Fähigkeiten und Erfahrung mitbringen, die neue:r Koordinator:in wird? Klar ist uns, eine Person kann den bisherigen Umfang an Aufgaben nicht leisten.



Planung und Finanzierung der Arbeit in CASA BASE



Bei vielen der täglichen Begegnungen und Arbeiten gilt es, sich vorwärts zu tasten. Welche Regeln sind unabdingbar, damit für alle CASA BASE ein guter und hilfreicher Ort bleibt? Wie ist das Büro organisiert? Wo finden sich Dateien und Unterlagen, die für die Arbeit notwendig sind? Wir sehen, dass wir den aktuellen Bedarf erfassen und einen genauen Plan erstellen müssen



Vor allem stellt sich nun die Frage nach der Finanzierung. Von Seiten der Kirche der Remonstranten in den Niederlanden wurden dankenswerterweise sofort 8.000Euro für die Anstellung einer Vollzeitkraft zur Verfügung gestellt. Davon konnte Maria Eleftheriadou als vorläufige Koordinatorin angestellt werden. Die evangelischen Landeskirchen Rheinland und Hessen Nassau gewährten eine Nothilfe. Dies eröffnet ein Zeitfenster, um über Zukunftsperspektiven nachzudenken. Ein Finanzplan 2024 muss bis Ende dieses Jahres aufgestellt werden, der sowohl Personalkosten als auch Sachkosten und Hilfsmittel umfasst.



Gespräche gibt es mit der Organisation Landsaid für eine halbe Personalstelle in 2024. Auch an German Doctors wurde ein Antrag gestellt. Avicenna stellt Medikamente und WHOM will auch Werbung für Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen übernehmen. Eine Organisation aus Danemark hat bereits zwei Freiwillige aus Dänemark vermittelt.



Mit dem QRT-Team in der Schweiz wird über weitere Rekrutierung von Freiwilligen gesprochen. Ehemalige QRT Freiwillige im Ausland haben sich spontan miteinander vernetzt und wollen das Projekt von Maurizio aktiv unterstützen.



Gut, dass es viel spontane Unterstützung in dieser Umbruchsituation gibt. Sie ist eine gute Basis, auf der wir aufbauen können. CASA BASE muss jedoch auf eine langfristig tragfähige Basis gestellt werden. Da braucht es neben den großen kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Geldgebern auch private Spender:innen, die bereit sind, beizutragen (siehe unten unter Donate) und ebenso Freiwillige, die für einen oder mehrere Monate mitarbeiten wollen.



Wer Interesse an einem Freiwilligendienst für einen Monat oder am besten auch länger hat, bekommt hier mehr Informationen: [email protected]

Was wollen wir fortführen?



Die Situation in den griechischen Camps ändert sich ständig. Seitdem das in Diavata nun ein Registrierungszentrum geworden ist, wird eine größere Fluktuation verzeichnet. In diesen Tagen sind dort 800 Menschen untergebracht. Der Anteil der länger dort lebenden AsylbewerberInnen ist allerdings zurzeit geringer geworden. Denn nach dem Abschluss der Registrierung (ca. 25 Tage) und für das weitere Asylverfahren werden viele in noch weiter entlegene Camps verlagert, die ihnen dann keinerlei Kontakte zu den Kommunen oder zu Hilfsorganisationen ermöglichen.



Das bedeutet jetzt für CASA BASE Konzentration auf folgende Bereiche:

• Lebensmittel und Hygieneartikel vor allem für kinderreiche und vulnerable Familien oder Alleinerziehende. Nahrung und Pampers für Kleinkinder, die im Camp keine Berücksichtigung in der Versorgung finden.
• Schuhe und Kleidung sollen im Programm neu aufgenommen werden, denn Neuankommende treffen meist ohne Schuhzeug und ohne Winterkleidung ein; der Winter ist auch in Griechenland hart.
• Medizinische Versorgung durch Ärzt:innen, Krankenschwestern und Hebammen und Finanzierung von Medikamenten und Brillen. Zurzeit sind ein erfahrener Kinderarzt und eine Hebamme im CASA BASE tätig, die ganz spontan sich bereit erklärt haben. Prävention und Beratung sind ebenso wichtig wie die medizinische Versorgung.
• Beratungsangebote von Rechtsanwält:innen der Organisation ELA zur Klärung der Rechte und Pflichten in einem Verfahren
• Ruheraum für Mütter mit Babys und kleinen Kindern, der sehr gut angenommen wird.
• Freizeitbeschäftigung, erfolgreich ist weiterhin die wöchentliche Nähwerkstatt mit Sonja Savoulidou, hier wird Kleidung hergestellt oder geändert. Sportaktivitäten, künstlerische Betätigung und gemeinsames Kochen und Backen finden täglich statt ebenso wie gelegentliche Filmabende…
• Unterricht (Sprachen, Hausaufgabenhilfe,) richtet sich vor allem an die länger im Camp lebenden Mädchen und Frauen

Viele freuen sich hier Nahrungsmittel für Kleinkinder zu bekommen

Ich erlebe als Neuankommender eine große Entschlossenheit bei allen im Netzwerk um das CASA BASE, die Mädchen und Frauen im Camp Diavata weiterhin zu ermutigen und ihnen beizustehen. Sie sind dabei auch auf Ihre Solidarität angewiesen und wir bitten Sie um Ihre Unterstützung!



Herzliche Grüße aus Thessaloniki, an alle die diesen Newsletter lesen

Michael Seitz , Freiwilliger bei NAOMI, und das NAOMI Team.

(Michael Seitz ist Pfarrer im Ruhestand und macht bis Anfang Dezember einen zweimonatigen Freiwilligendienst bei NAOMI)





Fotoprojekt „visible – sichtbar“

Wer einen Eindruck von der Kreativität der jungen Frauen in CASA BASE bekommen möchte, ist herzlich eingeladen zur Ausstellung „visible – sichtbar“ im Theaterhaus Stuttgart. Dort sehen sie eindrucksvolle Fotographien von jungen geflüchteten Frauen, die in einem Fotoprojekt mit Maurizio entstanden sind. Die Vernissage findet am Sonntag,17. Dezember 2023 um 16:30 Uhr statt. Die Ausstellung ist bis zum 4. Februar 2023 im Theaterhaus Stuttgart in der Galerie im 1. Stock zu sehen.

Alexios Triandafillidis, der Sozialarbeiter bei NAOMI, wird zur Eröffnung kommen.

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Text: CASA BASE

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